Situation von Älteren auf dem Arbeitsmarkt

Antrag der Fraktion DIE LINKE - Drucksache 5/1415 -

Antrag der Fraktion DIE LINKE - Drucksache 5/1415 -


1. Die Landesregierung wird aufgefordert, über die aktuelle Situation von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf dem Thüringer Arbeitsmarkt sowie deren Übergang in Rente zu berichten. Insbesondere ist auf folgende Probleme einzugehen:

- Wie gestaltet sich das Beschäftigungspotenzial älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihrer Qualifikation in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen in Thüringen?

- Wie hoch ist der Anteil der über 50-jährigen Arbeitnehmer durchschnittlich in den letzten fünf Jahren bei Entlassungen?

- Wie lange sind ältere Arbeitnehmer durchschnittlich in Arbeitslosigkeit nach Drittem Buch Sozialgesetzbuch und wie erfolgt der Wiedereinstieg auf dem 1. Arbeitsmarkt?

- Wie hoch ist der Anteil von älteren Arbeitslosen über 50, insbesondere von Frauen, in Langzeitarbeitslosigkeit und wie schätzt die Landesregierung die Wirksamkeit einer aktiven Arbeitsmarktpolitik hinsichtlich der Verbesserung von Beschäftigungschancen älterer Frauen und Männer auf dem 1. Arbeitsmarkt ein?

- Wie gestaltet sich der Übergang von Älteren aus dem Arbeitsprozess bzw. aus der Arbeitslosigkeit in Rente (altersmäßig, Gründe für vorzeitigen Renteneintritt, nach Wirtschaftsbereichen)?

- Wie schätzt die Landesregierung die Qualifizierungs- und Weiterbildungsaktivitäten der Thüringer Wirtschaft, insbesondere für ältere Arbeitnehmer ein?

- Wie bewertet die Landesregierung die Arbeitsplatzsituation, die Möglichkeiten von betriebsinternen Arbeitsplatzwechsel sowie den Gesundheits- und Arbeitsschutz für ältere Arbeitnehmer in Thüringen?

- Wie wird die altersmäßige Situation bei Unternehmern, Handwerkern und Geschäftsführern mit dem Blick auf die Unternehmensnachfolge bewertet und wie wird langfristig an der Vorbereitung und Qualifizierung von Unternehmensnachfolgern gearbeitet?

- Welche Konsequenzen und Schlussfolgerungen leitet die Landesregierung daraus ab?


2. Die Landesregierung wird aufgefordert, im "Aktionsprogramm Fachkräftesicherung und Qualifizierung" konkrete Maßnahmen zum Erhalt des Fachkräftepotenzials älterer Arbeitnehmer aufzunehmen und ein Konzept zu Erhalt und Anpassung beruflicher Qualifikation durch Weiterbildung und Qualifizierung für ältere Arbeitnehmer unter Nutzung der Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit und des ESF vorzulegen.


3. Die Maßnahmen einer aktiven Arbeitsmarktpolitik, insbesondere das Landesarbeitsmarktprogramm und die Bürgerarbeit in Thüringen sind durch die Landesregierung und die ihr nachgeordneten Behörden verstärkt zu nutzen, um älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen würdigen Übergang in die Rente zu sichern.


Begründung:


Die aktuelle Diskussion auf dem Gebiet von Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik auch in Thüringen wird bestimmt von der Nachfrage nach Fachkräften und der Debatte um die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Angesichts der aktuellen Untersuchungen zeichnet sich ab, dass in absehbarer Zukunft in Thüringen ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften vorherrschen könnte. Gleichzeitig werden viele ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auch gut qualifizierte, lange vor ihrem Renten- eintritt entlassen und in die Arbeitslosigkeit geschickt.


Dies ist nicht nur im Hinblick auf die aktuelle Diskussion zum Rentensystem fatal. Gerade mit Blick auf einen drohenden Arbeitskräftemangel wird hier entscheidendes Potenzial verschenkt. Dieser Entwicklung sollte die Landesregierung entgegensteuern. In dem vom Wirtschafts- und Innovationsrat vorgelegten "Aktionsprogramm Fachkräftesicherung und Qualifizierung" spielt diese Entwicklung und eine Gegenstrategie jedoch keine Rolle.


Gleichzeitig liegen Untersuchungen vor, die reduzierte Weiterbildungsaktivitäten in Thüringer Betrieben konstatieren. Wie im IAB-Betriebspanel 2009 festgestellt, beteiligten sich im ersten Halbjahr 2008 noch über die Hälfte aller Thüringer Unternehmen an Weiterbildung, aber in 2009 waren es nur noch 43 Prozent. Die Weiterbildungsquote der Beschäftigten verringerte sich von 33 Prozent in 2008 auf 26 Prozent in 2009.

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