8. März – Mehr als Blumen und Applaus

Karola Stange

Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion DIE LINKE - Drucksache 7/2827

Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion DIE LINKE - Drucksache 7/2827

 

Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren – auch vor den noch nicht so sehr gefüllten Plätzen hier im Thüringer Landtag –, der 8. März, das ist für Thüringerinnen nicht nur ein Tag, wo man Blumen verteilt oder Applaus erhält. Nein, der 8. März ist für Frauen ein Tag, an dem gekämpft wird. Für Frauen hier in Thüringen und überall ist der 8. März eigentlich ein Tag oder wird als Tag genommen, wo …

 

(Zwischenruf Abg. Tasch, CDU: Wir kämpfen das ganze Jahr!)

 

Schreien Sie doch nicht so herum, Kollegin. Sie dürfen nachher reden.

Der 8. März ist also ein Tag, an dem daran gedacht wird, dass das Thema „Gleichberechtigung – Gleichstellung“ bei weitem noch nicht erreicht ist. Wir Frauen machen das nicht an einem Datum fest. Ich sage immer: An 365 Tagen im Jahr muss man diesen Inhalt immer und immer wieder nach vorne tragen.

 

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

 

Viele Frauen und manche Männer, vielleicht auch hier in dem Raum, werden uns bei diesem Thema immer etwas belächeln und sagen, na ja, da haben sie einen Tag, da können sie mal für gleiche Rechte und Selbstbestimmung streiten, da können sie sich mal gegen Gewalt artikulieren, da können sie sich mal dazu artikulieren, dass sie die männlichen Strukturen gar nicht so gut finden. Aber nach dem Tag ist auch wieder gut. – Und an der Stelle sage ich: Nein! Ich habe es bereits gesagt: 365 Tage sind die Forderungen in die Realität umzusetzen. Wir sind noch sehr, sehr weit davon entfernt.

Vor 110 Jahren, am 19. März 1911, hat Clara Zetkin, eine Sozialistin, diesen Frauentag unter anderem mit ins Leben gerufen. Wir können sagen: Diese Forderungen von damals sind heute noch genauso wichtig.

 

(Beifall DIE LINKE)

 

Denn sie sind bei weitem nicht umgesetzt. Wir schauen dabei mal in das zurückliegende Jahr, in die zurückliegenden 12 Monate. Die haben uns gerade gezeigt, dass der Laden ohne Frauen nicht gelaufen wäre.

 

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

 

Die Frauen sind diejenigen, die Erzieherinnen, die Ernährerinnen sind. Sie sind in der Pflege unterwegs. So ganz nebenbei gehen sie noch ganz normaler Arbeit, also Erwerbsarbeit nach. Und vor allen Dingen sind sie diejenigen, die die Krise gemanagt haben. Darum braucht es mehr Anerkennung und mehr Würdigung für Frauen, nicht nur in Thüringen, sondern insgesamt.

 

Ich sage an der Stelle sehr bewusst: Es kann nicht sein, dass wir die Frauen in den zurückliegenden zwölf Monaten für die Erziehung verantwortlich gemacht haben. Sie haben die Homeoffice Zeit dazu genutzt, um Kindererziehung und die Schule mit den Kindern gut zu meistern. Sie haben ganz große Belastungen auf sich genommen und sie sind zunehmend an der Erschöpfungsgrenze. Dafür, dass sie das alles hingekriegt haben, denke ich, ist an der Stelle ein ganz schönes, dickes Danke zu sagen.

 

(Beifall DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

 

Ich meine, dass die Bundesregierung hier noch mal stark überlegen muss. Die 300 Euro als Dankeschön aus dem letzten Jahr in der Corona-Krise für Kinder, die betreut worden sind, sind einfach zu wenig. Die 150 Euro, die in diesem Jahr noch gezahlt werden, sind noch viel dürftiger. Es braucht an der Stelle eine ordentliche Kindersicherung und dafür gilt es zu streiten.

 

Wir sagen auch: Die Frauen, die in den Krankenhäusern, in den Pflegeeinrichtungen die Hauptlast zu schultern haben und weiterhin schultern werden, die braucht es nicht mit Applaus bedacht zu werden, sondern die brauchen mehr Geld! Ich finde es einen Skandal, dass Arbeitgeber diesem Branchentarif nicht zugestimmt haben. Wir fordern als Linke 500 Euro brutto mehr für die Frauen in der Pflege,

 

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

 

damit sie eine entsprechende Würdigung für ihre Arbeit erhalten.

Ich möchte noch zwei Sätze zu einem Thema sagen, das hier an dem Pult immer wieder diskutiert wird, das Thema „Gewalt an Frauen“. Wir haben erlebt, dass in den zurückliegenden Monaten die Dunkelziffer, die zu verzeichnen ist, wo Frauen im häuslichen Umfeld Gewalt erlebten, unwahrscheinlich gestiegen ist. Das sagen zumindest Interventionsstellen und die Beraterinnen in den zuständigen Frauenberatungsstellen oder in den Familienberatungsstellen. Hier braucht es mehr Unterstützung, auch vonseiten Thüringens. Wir sagen hier, wir brauchen mehr Plätze für Frauen, die unter Gewalt leiden – Istanbul lässt an der Stelle grüßen. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es noch in dieser Legislatur, den Antrag zu beraten und auf den Weg zu bringen. Ich sehe, meine Redezeit ist zu Ende. Ich werde an einer anderen Stelle noch ein wichtiges Thema, die §§ 218, 219 a aufgreifen, denn zu dieser Thematik gibt es noch viel mehr zu diskutieren.

 

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

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