Werkstätten für Menschen mit Behinderungen sind nicht gleich ÖBS

Irritiert zeigt sich die behindertenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, Karola Stange, über die Überlegungen des BA-Chefs Heinrich Alt, der über die Chancen des zweiten Arbeitsmarktes sprach, indem er die bereits seit vielen Jahren existierenden Werkstätten für Menschen mit Behinderungen als positives Beispiel für die Integration von Menschen mit schweren Handycaps nannte. Karola Stange sprach sich abermals für die Schaffung eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors aus, der ein existenzsicherndes Einkommen garantiert.

Werkstätten für behinderte Menschen sind nach Auffassung der Linksfraktionärin kein ÖBS. „Sie sind vor vielen Jahrzehnten geschaffen worden, um vor allem Menschen mit Behinderungen wieder auf den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten“, unterstreicht Frau Stange. Diese Zielvorgabe sei in den zurückliegenden Jahren nur in einem geringfügigen Maß erreicht worden. Das bewiesen die statistischen Zahlen, die weit unter 2 Prozent liegen. Das durchschnittliche monatliche Arbeitsentgelt in den Thüringer Werkstätten liege bei ca. 140 Euro. „Auch vor dem Hintergrund, dass die UN-Konvention davon ausgeht, dass Menschen mit Behinderungen Stück für Stück auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Chance erhalten sollen und dass zukünftig keine neuen Werkstätten mehr platziert werden, ist die Überlegung des Herrn Alt mehr als fragwürdig“, so Frau Stange weiter.

Besonders Ältere, Alleinerziehende und Menschen mit Behinderungen hatten in den zurückliegenden Jahren kaum eine Chance, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Für diese Menschen ist es nun notwendig, Stellen in Form eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors zu installieren, die auch angemessen entlohnt sind. Soziale Arbeit auf Hartz-IV-Niveau wäre nichts anderes als ein Placebo für ein nachhaltiges Beschäftigungskonzept“, sagt Frau Stange abschließend.