Fragwürdige Begeisterung fürs Militär

Pressemitteilung von Torsten Kamieth, Mitglied der Fraktion DIE LINKE. im Stadtrat Erfurt, zur Kritik der CDU-Stadtratsmitglieder Panse und Horn an der "Offenen Arbeit Erfurt"

"Wer glaubt ein Christ zu sein, nur weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht." An diese Worte von Albert Schweitzer musste ich denken, als ich die Kritik von Mitgliedern der CDU-Stadtratsfraktion am Brief der Offenen Arbeit Erfurt zum "Familienfest" der Bundeswehr am kommenden Samstag auf dem Domplatz gelesen habe.

Persönlich käme ich niemals auf die Idee jemandem vorzuschreiben, wie er seinen Glauben zu leben hat. Darum finde ich es umso verwunderlicher, dass ausgerechnet Mitglieder einer Partei, die sich nach wie vor christlich nennt, kritisieren, wenn ein Träger christlicher Jugendarbeit die Friedensbotschaft des Evangeliums auch als praktischen Auftrag ernst nimmt. Darum begrüße ich die Positionierung der Offenen Arbeit Erfurt ausdrücklich. Damit bleibt sie sich selbst treu; auch vor 1989 forderten ihre Aktivisten schon" Schwerter zu Pflugscharen" und vergaßen diese Forderung auch nicht, als sich der Tarnanstrich veränderte. Hier wäre eher die undifferenzierte Begeisterung der Herren Panse und Horn für das Militär zu hinterfragen, die nicht einmal die sehr ausgewogene Kritik der Offenen Arbeit, nicht an der Bundeswehr an sich, sondern lediglich am "Familienfest" auf dem Domplatz, erträgt.

Die Kritik der Offenen Arbeit ist umso berechtigter, als Erfurt die einzige Stadt ist, in der das "Familienfest" der Bundeswehr außerhalb von Bundeswehrgelände stattfindet. Hier muss sich der Oberbürgermeister die Frage gefallen lassen, wie die werbende Zurschaustellung von Technik, deren letztendlicher Zweck die Tötung von Menschen ist, mit dem Titel "Stadt des Friedens" vereinbar ist. Angemessener wäre es hier, die Patenschaft für die nach der Stadt benannte Korvette zu beenden und sich für eine Umbenennung des Kriegsschiffes einzusetzen.

Ich hoffe, dass die Erfurterinnen und Erfurter dem militärverherrlichenden Spektakel fernbleiben werden. Noch besser wäre es, wenn viele von ihnen kreativ, bunt und gewaltfrei gegen das "Werben fürs Sterben" protestieren würden.