Gedenken an Hiroshima und Nagasaki. Mit Redebeitrag von Roland Büttner

Am 6. August 1945 war der 2. Weltkrieg schon beendet. Deutschland hatte kapituliert. Es bestand kein Grund mehr für kriegerische Handlungen und trotzdem warf die USA eine Atombombe über Hiroshima ab. Es starben über 240.000 Menschen unter furchtbarsten Umständen und auch heute noch hat Japan mit den Folgeschäden zu kämpfen. Heute kamen auf Einladung von Karola einige Menschen an der Hiroshima Rose auf der Ega zusammen, um an die Toten zu erinnern und ihren unbedingten Willen für Frieden zu bekunden und zu untermauern, dass sie sich für eine Atomwaffen freie Welt einsetzen. Die Rose wurde vergangenes Jahr zum 75. Jahrestag gepflanzt und stand dieses Jahr zum ersten Mal in Blühte. Das diese Rose hier bei uns blüht ist Herrn Roland Büttner zu verdanken. Zu diesem Thema verfasste er einen Redebeitrag, welcher im Folgenden gelesen werden kann. 

Er engagiert sich außerdem unermüdlich für den Frieden im Projekt Mayors of Peace und auf Grund seines Wirkens haben sich 166 thüringer Bürgermeister dem Projekt angeschlossen. 

 

Redebeitrag von Roland Büttner: Gedenkveranstaltung zum 76. Jahrestag des Atombombenabwurfes auf Hiroshima                      

organisiert von der Landtagsabgeordneten und Mitglied des Erfurter Stadtrates Frau Karola Stange (DIE LINKE). Ort der Veranstaltung: ega-Park, Rosengarten, am 06. August 2021

Ich freue mich, dass Sie sich heute zu dieser kleinen Gedenkveranstaltung

 „Gegen das Vergessen“

hier eingefunden haben.

Heute, vor 76 Jahren, geschah mit dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima der katastrophalste von Menschenhand ausgelöste Vernichtungsakt.

Lassen Sie mich bitte mit wenigen Sätzen noch einmal auf die Hintergründe dieses Infernos eingehen.

Am 8. Mai 1945 wurde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht unterzeichnet. Damit war der II. Weltkrieg in Europa beendet.

Zu diesem Zeitpunkt kämpften noch die Alliierten Streitkräfte gegen Reste der japanischen Armeen. Japan hatte als Kolonialmacht Korea, die Mandschurei, weitere Teile Chinas und die Philippinen beherrscht und weitere Länder im fernen Osten annektiert, die von anderen europäischen Kolonialmächten wie Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden vorher beherrscht wurden.

Die USA verhängten daraufhin ein Embargo gegen Japan. Japan wurde so am Import wichtiger Güter wie Erdöl, Stahl und Nahrungsmittel massiv behindert.

Am 07.12.1941 vernichteten japanische Flieger bei einem Überraschungsangriff einen Großteil der im Hafen von Pearl Haver befindlichen amerikanischen Pacific-Flotte. Damit wurde der amerikanisch-japanische Krieg ausgelöst. Es gab hohe Verluste auf beiden Seiten. Im Laufe des Krieges haben dann amerikanische Verbände die japanischen Seestreitkräfte ausgeschaltet und dazu auch die Lufthoheit erreicht. Japan wurde zunehmend von der Außenwelt abgeschnitten. Es kann zu Engpässen bei der Treibstoffversorgung. Japan besteht aus 6.852 Inseln. Die Landschaft besteht zu über 70% aus Bergen, die für die Landwirtschaft nicht genutzt werden kann.  Die Versorgung mit Nahrungsmitteln hatte eine bedrohliche Situation erreicht.

Am 26. Juli 1945 richtete der amerikanische Präsident Truman im Einvernehmen mit Stalin und Churchill aus Potsdam ein Ultimatum an Japan und forderte die bedingungslose Kapitulation. Im letzten Satz stand: Ich zitiere:“ Andernfalls bleibt für Japan nur seine sofortige und totale Vernichtung.“  Japan hat darauf nicht reagiert.

Am 06.August 1945 starteten um 2:45 von Tinian, (eine Insel der Marianen) dem damals größten Flughafen der Welt, amerikanische Bomber vom Typ B-29 in das 2.500 km entfernte Japan. Um 8:15 war das Ziel Hiroshima erreicht. Einer der Bomber trug den Namen Enola Gay. Er hatte eine 3 m lange mit 70 cm im Durchmesser und 4 Tonnen schwere Uranbombe namens Little Boy an Bord.

Über dem Zentrum von Hiroshima wurde der Bombenschacht geöffnet. Little Boy schwebte 43 Sekunden lang am Fallschirm und explodierte dann in einer Höhe von 600 Metern.

Ein Feuerball von 100 m Durchmesser strahlte für kurze Zeit eine ungeheure Hitze aus, die stärker als auf der Oberfläche der Sonne war. Dachziegel und Steine schmolzen. Menschen in unmittelbarer Nähe des Explosionszentrums wurden einfach zu Asche. Noch in einer Entfernung von 4 km verbrannte die Haut. Die Brandwunden waren entsetzlich. Augen, Nasen, Münder wurden weggebrannt, Ohren förmlich abgeschmolzen.

Der Feuerball saugte Millionen Tonnen Staub und pulverisierter Trümmer auf, die im gleichen Augenblick die große, hässliche Pilzwolke zu bilden begann.

Nach der Hitze kam eine furchtbare Druckwelle. Sie fegte alles hinweg, zermalmte Wohnhäuser und begrub ihre Bewohner unter sich.

Der Druckwelle folgten Stürme, die die Bäume entwurzelten.

Dann kam das Feuer. Die Hitze der Bombe entzündete viele Holzbauten. Bald raste ein Feuersturm durch die Straßen. Nach 6 Stunden war Hiroshima ein Feuermeer und war danach ein gigantischer Scheiterhaufen.

Einige Minuten nach der Explosion setzte ein radioaktiver Regen ein, geschwärzt durch Ascheteilchen. Dieser schwarze Regen vergrößerte noch die Panik unter den Überlebenden.

Es gibt keine genauen Angaben über die Anzahl der Toten. Niemand weiß, wie viele Soldaten und koreanische Zwangsarbeiter umgekommen sind. Im Friedensmuseum von Hiroshima wird die Zahl 240.000 genannt.

An diese nukleare Katastrophe wollen wir heute hier an dieser Stelle erinnern, wo genau vor einem Jahr die egapark-Gärtnerin Frau Yvonne Udhardt sechs Rosen „Friedensgedächtnispark Hiroshima“ gepflanzt hat. Ein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Eberhard Czekalla, der den Züchter dieser Rose erst einmal ausfindig gemacht hat und ihn bat, uns einige Reiser für eine Veredlung zur Verfügung zu stellen.                                           

Ein weiterer Dank gebührt Herrn Thomas Kühr aus Tiefthal, der als ausgesprochener Fachmann dann die Veredlung vorgenommen hat.  

Der egapark-Leiter, Herr Chris Lange und die Rosenexpertin Frau Udhardt haben rechtzeitig im BUGA-Jahr für die Beschilderung gesorgt. Auch dafür ein herzliches Dankeschön.

Eine weitere Rose, die uns zum Nachdenken an dieses Inferno anregen soll, heißt „Hiroshima Spirit“. Auch diese Rose wird wie die hier gepflanzte in den einschlägigen Handelseinrichtungen nicht geführt. Zum Glück gibt es das Rosarium in Sangerhausen. Der Leiter dieser Einrichtung, Herr Hawel, hat uns von dieser Rose am 03.08. einige Reiser an Herrn Dr. Czekalla geschickt, der am gleichen Tag die angesehene Baum- und Rosenschule Kühr in Tiefthal wieder aufgesucht und um eine Veredlung gebeten hat, was auch sofort geschah. Nun werden wir für den 6. August 2022 wieder nach einem geeigneten Standort Ausschau halten müssen. Es sei hier am Rande angemerkt, dass für die Stadt Erfurt für diese Initiativen keine Kosten angefallen sind.

Sehr geehrte Damen und Herren,                                                                                                       

bei all den geschichtlichen Betrachtungen zu dieser nuklearen Katastrophe muss auch immer wieder die Frage gestellt werden, ob der Einsatz dieser Atombombe tatsächlich notwendig war. Hier darf ich einige namhafte Politiker der damaligen Zeit zitieren: Heft Hiroshima am 06. August 1945, Seite 29: 1. Churchill, 2. Amtlicher Bericht der USA, 3. Oberbefehlshabers der US-Kriegsmarine, Admiral Ernest King, 4. Chef des Stabes im Weißen Haus und militärischer Berater des Präsidenten, Admiral William D. Leahy. All diese vier Genannten sahen keine Notwendigkeit für des Einsatz dieser Bombe. Anders die Naturwissenschaftler.

Im Jahre 1982 wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters von Hiroshima Takeshi Araki die internationale Organisation „Mayors for Peace“ gegründet. Es ist eine weltweite Nichtregierungsorganisation von Städten, die sich der Friedensarbeit, insbesondere der atomaren Abrüstung verschrieben haben. Dieser Organisation haben sich weltweit über 8.000 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus 163 Ländern angeschlossen, per 30.07.2021 steht die Zahl 722 aus Deutschland zu Buche. Darunter befinden sich 166 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus Thüringen. Das entspricht 23% aller deutschen Mayors for Peace.

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat am 08. Juli 1996 ein Rechtsgutachten erstellt und dabei festgestellt, dass „eine völkerrechtliche Verpflichtung besteht, in redlicher Absicht Verhandlungen zu führen und zum Abschluss zu bringen, die zur nuklearen Abrüstung in allen ihren Aspekten unter strikter und wirksamer internationaler Kontrolle führen.“ Dieser 08. Juli wurde so zum Internationalen Flaggentag erklärt, an dem die grün-weiße Mayors for Peace-Flagge mit der Friedenstaube an dieses Rechtsgutachten erinnern soll. Diese Flagge wurde auch in Erfurt 2020 und 21 gehisst. Erfurt tut sich dabei aber sehr schwer, dies auch in der Presse anzukündigen und auf die Bedeutung hinzuweisen. Vielleicht sollte sich unser OB mal mit dem CDU-BM Holland-Nell in Floh-Seligenthal unterhalten, der jedes Jahr in der Tageszeitung „Das freie Wort“ zu seiner Flaggenhissung auch seinen Kommentar dazu schreibt.

Ich bedauere, dass sich Deutschland noch nicht dem Atomwaffensperrvertrag angeschlossen hat. Noch lagern in Deutschland auf dem Fliegerhorst in Büchel amerikanische Atomwaffen. Statt Abrüstung werden von den Atommächten die Kernwaffen stets modernisiert. Von Abrüstung keine Spur. Vielleicht sollten wir unsere Bundestagskandidaten vor der bevorstehenden Wahl mal fragen, welche Meinung sie zu diesem Atomwaffensperrvertrag haben.

Ich möchte meine Ausführungen mit einem Zitat von Bertha von Suttner, der Friedensforscherin und ersten Frau, die mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde, beenden:

„Darum ist es notwendig, dass überall dort, wo Friedensanhänger existieren, dieselben auch öffentlich als solche sich bekennen und nah Maßstab ihrer Kräfte an dem Werke mitwirken“.

Verwendete Literatur:

  • „Hiroshima-6. August 1945“ von Rolf Steininger
  • „Schlaglichter der Weltgeschichte“ Bundeszentrale für politische Bildung
  • „Meyers Lexikon“
  • Internet, Google, II. Weltkrieg, Perl Haver, Japan, Hiroshima, Tinian