Keine falschen Vorurteile verbreiten

Presseerklärung von Katalin Hahn, inklusionspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Stadtrat Erfurt, zur Forderung nach einer Migrantenquote in Schulen aus der CDU-Fraktion

Es scheint das Schicksal konservativer Politiker zu sein, auf die Fragen der Zukunft nur die Antworten der Vergangenheit zu kennen. Dabei stört es dann im Zweifelsfall auch nicht, dass diese sich längst als untauglich erwiesen haben. Anders kann ich mir das Wiederaufkochen der Forderung nach einer "Migranten"-Quote durch Michael Hose nicht erklären, mit der er in der heutigen Ausgabe von TA/TLZ zitiert wird. Derartige Ideen hatten wir bereits im vergangenen Jahr in Diskussionen im Bildungs- und Sport-Ausschuss ad acta gelegt.

Dabei ist Herr Hoses Vorschlag nicht nur keine Lösung, sondern auch seine zu Grunde liegende Ursachenvermutung ist längst widerlegt. Es ist keineswegs so, dass ein hoher Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund ursächlich für niedrigere Leistungen in einer Klasse beziehungsweise Schulen ist. Tatsächlich ist es so, dass Berufsstatus und Bildungsstand der Familien maßgeblich für das Abschneiden in der Schule sind – und das gilt für Kinder mit wie ohne Migrationshintergrund.

Neben der falschen Ursachenanalyse ist auch der Lösungsvorschlag von Herrn Hose nicht nur untauglich, sondern auch diskriminierend. Einer ethnischen Quotierung von Schülerinnen und Schülern dürfte schon allein das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz entgegenstehen.

Anstatt also mit derartigen Forderungen dazu beizutragen, wissenschaftlich längst widerlegte Vorurteile gegen Migrantinnen und Migranten zu verfestigen, sollte sich Herr Hose lieber wie DIE LINKE dafür stark machen, dass alle Schulen den individuellen Anforderungen aller Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem sozialen Hintergrund, gerecht werden. Das heißt flächendeckende Einführung von gut finanzierten Gemeinschaftsschulen mit gut bezahlten Lehrerinnen und Lehrern sowie pädagogischem Personal.