Seniorenbefragung jetzt vorbereiten

Karola Stange

Das der städtische Haushalt erst kurz vor Jahresende vorliegen wird, hat Auswirkungen in vielen Bereichen, ohne dass dies den Betroffenen unmittelbar bewusst ist. Ein kleines aber wichtiges Beispiel dafür ist der Seniorenbericht bzw. die Seniorenbefragung. Die Durchführung der Seniorenbefragung unter dem Titel "Älter werden in Erfurt – Befragung Generation 55plus" war ursprünglich erstmalig für Frühjahr 2016 geplant. Parallel zur Wohnungs- und Haushaltserhebung sollten 3.000 Seniorinnen und Senioren in Erfurt zu ihrer Lebenslage befragt werden. Diese Befragung fiel bisher leider der vorläufigen Haushaltsführung zum Opfer.

Zwar sind die für die Befragung veranschlagten 5.000 Euro im Haushaltsentwurf 2016 eingeplant, aber der Haushalt wird voraussichtlich erst Ende Oktober oder sogar erst Anfang November vorliegen. Nach der Beschlussfassung im Erfurter Stadtrat muss der Haushaltsentwurf erst noch vom Landesverwaltungsamt in Weimar bestätigt werden, das dafür bis zu sechs Wochen Zeit hat. Und auch danach ist der Haushalt erst wirksam, wenn er im Erfurter Amtsblatt veröffentlicht worden ist. Sollte die Stadtverwaltung erst dann mit der Vorbereitung der Seniorenbefragung beginnen, wäre eine Durchführung noch in diesem Jahr mehr als unwahrscheinlich – und niemand kann heute sagen, ob im Haushalt 2017 die Mittel für die Befragung noch verfügbar sein werden. Aus diesem Grund fordere ich die Stadtverwaltung auf, bereits jetzt alle notwendigen und ohne Vorliegen eines gültigen Haushalts möglichen planerischen und organisatorischen Vorbereitungen zur Durchführung der Seniorenbefragung zu treffen – was im Prinzip alles außer dem Druck und der Verschickung ist.

Die Bedeutung der Seniorenbefragung sollte dabei nicht unterschätzt werden. Sie ist der erste Schritt bei der Erstellung des "Maßnahmenkatalog zur Stärkung der ambulanten pflegerischen Versorgung in der Landeshauptstadt Erfurt", die im Mai 2015 beschlossen wurde. Auf Grund der fehlenden Datenbasis konnte der Seniorenbericht nicht wie beschlossen 2016 erstellt werden. Wer sich aber dem "demographischen Wandel" wirklich stellen und ihn nicht nur als Begründung für immer neue Rentenkürzungsdebatten missbrauchen will, muss damit beginnen, sich mit der Lebenswirklichkeit der Seniorinnen und Senioren auseinander zu setzen. Neben der ambulanten pflegerischen Versorgung wird die Befragung sicherlich auch viele weitere Hinweise für die Arbeit des Stadtrates liefern.