Tour durch die Geraaue

Michael Seeber

Auf Einladung von Karola Stange und Matthias Bärwolff zur Wanderung durch die nördliche Geraaue kamen 30 interessierte Bürgerinnen und Bürger, um den Ausführungen von Marcel Glebe von der Thüringer Landesanstalt für Geologie und Umwelt (TLUG) und Stephan Zänker, Vertreter der Initiative Geraaue, aufmerksam zu folgen.

Treffpunkt war die Fußgängerbrücke an der Straße der Nationen, wo Marcel Glebe auch gleich die Strukturmaßnahme "Straße der Nationen" im Nördlichen Rieth erläuterte. Hier wurden im Jahr 2011 eine Aufweitung des Geraufers und die Schaffung einer Inselstruktur realisiert. Es wurde aus einem ehemaligen engen Flussbett mit untypischer Pappel und Robinienvegetation ein Naherholungsrefugium geschaffen, das als Vorbild für andere Projekte in der Geraaue dient. Als die vierte von insgesamt 9 Hochwasserschutzmaßnahmen zwischen Nordpark und Gispersleben werden durch die TLUG im Stadtgebiet Erfurt seit 2010 Gewässerausbau und Technischer Hochwasserschutz realisiert. Hier wird Hochwasserschutz mit der ökologischen Gewässersanierung und der Schaffung von Naherholungsraum sinnvoll verbunden.

Insgesamt wurden bereits über 1000 Bäume an den Ufern der Gera gefällt. Dies führte anfänglich in der Öffentlichkeit zu Widerspruch. Die Arbeit der Bürgerinitiative Geraaue, die sich unter der Führung der WBG Zukunft eG im Jahr 2012 gebildet hatte, war mitentscheidend dafür, dass nun ein breites Verständnis für die Maßnahmen der Gewässersanierung vorhanden ist. Die Initiative hat sich das Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit umfassend zu informieren und die Entwicklung der Geraaue mit eigenen Aktionen zu begleiten. Dies wurde von Herrn Glebe immer wieder positiv erwähnt.

Vom Startpunkt an der Fußgängerbrücke ging es dann weiter zum dem Wehr Teichmannshof. Es war einst errichtet worden, um den Mühlgraben mit Wasser zu versorgen. Das Wehr beeinträchtigt die ökologische Durchlässigkeit der Gera massiv, sodass die TLUG zur ökologischen Sanierung der Gera hier in den nächsten Jahren aktiv werden wird; Marcel Glebe sprach von künftig bis zu 60 Meter breiten Wildbachstrukturen, die im Nachgang des Wehrrückbaus entstehen sollen.

Auf dem Weg zum ehemaligen Heizkraftwerk in Gispersleben verläuft die Gera in einem Bogen. Kleingärten, Wohnhäuser, Spielplätze und Sportanlagen sowie ein Gewerbegebiet sind seitlich dieses Bereiches zu finden. Die Erosion schlug hier in der Vergangenheit mehrmals massiv zu, sodass bereits 2012 auf fast einen Kilometer der Uferweg zurückverlegt und umgebaut worden ist. Zahlreiche Neupflanzungen und eine umfangreiche Uferabflachung machen diesen Bereich nun zu einem Ort der zum Verweilen und Erholen einlädt.

Am ehemaligen Heizkraftwerk angekommen eröffnete sich dem Auge der Spaziergänger eine große Baustellenlandschaft. Ehemals floss hier die Gera durch ein weiteres Wehr und in schnurgerader, eintöniger Ausrichtung, was wenig Schutz vor Hochwasser bot. Die TLUG hat hier in den letzten Monaten eine Flussschleife geschaffen. In dem mehr als 3 Millionen Euro teuren Projekt wurden Hochwasserschutz, Naturschutz und die Schaffung eines Naherholungsraumes gleichermaßen realisiert. Darüber hinaus kann der Kilianipark in diese Fläche hineinwachsen und bietet künftig den mehr als 50.000 Anwohnern im Einzugsgebiet der Nördlichen Geraaue eine Parklandschaft, die den Erfurter Norden deutlich aufwerten wird.

Abschließend ging es weiter zu der "Roten Wand", um die naheliegende neunte Maßnahme "Zur A71" zu besichtigen. Hier wurden Teile der Kleingartenanlage "Nach Feierabend" abgerissen. Die wiederholt durch Hochwasser stark geschädigte Anlage wurde rückverlegt und macht das Geraufer künftig für alle Erfurterinnen und Erfurter erreich- und erlebbar.

Marcel Glebes Vision einer Landschaft, die auch der Umweltbildung dient und zugleich wichtige technische Funktionen des Hochwasserschutzes realisiert, nimmt immer konkretere Formen an. Spätestens zur Bundesgartenschau 2021 wird die Nördliche Geraaue als Bestandteil des wichtigsten Grünzugs im Erfurter Norden nicht nur für Touristen ein besonderes Erlebnis sein, sondern auch für die Anwohnerinnen und Anwohner einen einzigartigen Anziehungspunkt darstellen.

Für weitere Informationen zu den umfangreichen Baumaßnahmen kann bei der WBG Zukunft eG die Broschüre "Die Geraaue. Ein Grünzug mit Perspektiven" abgeholt werden.

Wer sich aktiv an der Entwicklung des Grünzuges beteiligen will, ist von der Initiative Geraaue herzlich eingeladen, sich am 17. September im Rahmen des Erfurter Freiwilligentages um 10:00 Uhr an der Hanoierstraße zu treffen und gemeinsam die Ufer der Gera zu pflegen.